Ich bin kein Profi-Tester. Eher der Typ Hobby-Blogger mit zu vielen Ladekabeln in der Mittelkonsole und einer Schwäche für schnelle Kombis, die unter der Woche brav sind und am Wochenende Zähne zeigen. Der Cupra Leon ST VZ stand Samstag früh vor der Haustür, „Magnetic Tech“ grau, Kupfer-Details, 19-Zöller noch nass vom Niesel. Kein Prüfstand, keine Stoppuhr. Nur mein Standard-Loop: Stadt → Landstraße → Autobahn → Parkhaus → kurzer Baumarkt-Abstecher. Thermobecher? Ja, natürlich.
07:14 Uhr – kalte Luft, grauer Himmel
8 °C, feuchter Asphalt. Odo: 12.7xx km. Kaltluftdruck 2,5/2,6 bar (v/h), Michelin Pilot Sport irgendwas – egal, sie sind warm gefahren später. Die Schalensitze sehen nach Fitnessstudio aus, fühlen sich aber herzlicher an: straffer Kern, griffige Flanken, Sitzfläche nicht zu kurz. Sitz runter, Lenkrad ran, Spiegel raus. Start über den Kupfer-Button am Lenkrad – nettes Ritual. Der Vierzylinder brummt sich warm, nicht prollig. DSG legt butterweich ein, der Kombi rollt.
Stadt: ruhig, sortiert, frech um Ecken
Im Comfort-Profil fährt der Cupra Leon ST VZ wie ein braver Familienkombi mit Sportabitur. Lenkung leicht, aber zielgenau; die Front reagiert sofort, ohne nervös zu zappeln. Die ersten zehn Minuten sagen viel: enge Querstraßen, Tempo 30, verschlafene Lieferwagen – der Cupra Leon ST VZ gleitet ohne Hektik. Die progressive Lenkung hilft beim Rangieren; Parklücken sind „ein Zug, kein Theater“.
Kleiner Aha-Moment: Die Touch-Slider unter dem Zentraldisplay sind im Dunkeln okay, bei flachem Sonnenstand treffe ich zuerst die Klimaleiste statt der Lautstärke. Lehrstunde: Wichtiges auf die Favoritenkacheln legen und gut ist. CarPlay per Kabel gekoppelt, Navi und Playlist stehen, Sitzheizung Stufe 2, Lenkrad Stufe 1 – Samstag kann kommen.
Landstraße: von brav zu „ach, so meint ihr das“
Raus aus der Stadt, Straße frei, Sport gedrückt. Spürbar mehr Schärfe im Gas, Dämpfer straffer, das DSG hält den Gang einen Tick länger. Der 2-Liter-Turbo macht genau das, was ich hören und fühlen will: früh Drehmoment, dann dieses elastische Ziehen bis in Bereiche, in denen man lieber blinzelt und vom Gas geht. Keine Dramatik, sondern schnell ohne Anlauf.
Die Front beißt willig in den Scheitel, das Heck bleibt ruhig, und das ganze Auto fühlt sich kleiner an, als es ist. Auf meinem Teststück mit Flickenteppich und einer fiesen Querrippe im Schatten bleibt der ST sauber: kein Hüpfen, kein Pumpen, nur ein kurzes „zack – weiter“. Bremsen? Vorderachse mit klarem Biss und feinem Gefühl im ersten Zentimeter, hinten dosierbar (endlich mal). Mein Wagen hatte kein Brembo-Paket – gefehlt hat’s mir nicht, solange man Straße statt Track denkt.
Einmal Cupra-Modus gedrückt, weil neugierig: Gasannahme scharf, der Sound innen eine Spur kerniger (ja, synthetisch unterstützt, aber nicht peinlich), Schaltpunkte spät. Für Sonntagmorgen um sieben? Gern. Für die Bäckerschlange? Zurück auf Comfort.
Autobahn: stabil, leise genug, souverän im Überholen
Auffahrt nass, Lücke da. Kurz durchgeladen, der Cupra Leon ST VZ marschiert. Bei 130 km/h ist der Wagen „lang“ und ruhig: klare Lenkmitte, keine Nervosität beim Spurwechsel, Seitenwind an der Brücke? Ein Zucken, das war’s. Windgeräusch an den Spiegeln vorhanden, aber nicht dröhnig; Reifengeräusch hängt von der Fahrbahn ab (19-Zoll sind ehrlich). Das ACC mit Spurführung hält höflich die Distanz, nervt nicht mit Gezerre am Lenkrad. HUD? Hatte mein Testwagen nicht, vermisst habe ich es nur kurz.
Verbrauch… Ich fahre ohne Excel. Gefühl sagt: zivil im Comfort-Cruise, voll okay im Sport-Tempo, durstig nur dann, wenn man es darauf anlegt. Also: erwartbar.
Parkhaus & Alltag: Kombi bleibt Kombi
Einfahrt eng, Sicht gut. Die Rückfahrkamera ist scharf, die Hilfslinien rechnen nicht herum, wenn man langsam korrigiert. Wenderadius besser als die Außenansicht vermuten lässt. Bordstein-Kanten? 19-Zoll melden sich – plopp, aber kein bang. Ich hatte Schlimmeres befürchtet.
Kofferraum: Rollo auf, zwei Getränkekisten rein, Werkzeugkiste daneben, die Sporttasche noch vorn – und Luft. Die Bank klappt plan, die Öffnung ist breit genug, dass man nicht Tetris spielen muss. Haken und Netze sind da, wo sie hingehören. Hunde-Box? Würde passen. Isofix hinten leicht erreichbar, Türwinkel großzügig – Kindersitze ohne Yoga.
Bedienung, Assistenten, Ton – was sitzt, was nervt bei dem Cupra Leon ST VZ
- Infotainment: schnell genug, wenn man seine Kacheln sortiert. Sprachbedienung okay, aber ich tippe lieber.
- Lenkradtasten: echtes Klicken, Start/Cupra-Button feiert ein bisschen Rennsport, ohne albern zu sein.
- Assistenz: Spurführung hilft, diktiert nicht. Tote-Winkel-Warnung früh, nicht hysterisch.
- Sound: Serienanlage erstaunlich klar. Wer bassig will, dreht zwei Klicks hoch und gut.
- Ambientelicht: dezent Kupfer, abends stimmig, kein Club.
Nervt: die erwähnten Slider bei Sonne. Zwei-, dreimal daneben getippt – passiert. Lösung: Favoritenleiste + Lenkradtasten.
Kleine Liste, die man erst nach einem Tag schreibt
- Seitenhalt der Sitze top, trotzdem Langstrecken-tauglich – keine „links/rechts“-Choreo nach 90 Minuten.
- Pedalgefühl sauber, Gasweg linear – Millimeter Fuß = Millimeter Vortrieb.
- DSG: im Schiebebetrieb butterweich, unter Last knackig. Teilgas-Hochschalten im Comfort fast unsichtbar.
- Lenkeinschlag stadtfreundlich; drei-Punkt-Wende selten nötig.
- Tankdeckel (ja, ich erwähne das): bleibt sauber an Ort und Stelle, klappert nicht.
- Blinker: einmal vergessen, Selbstabschaltung spät – lieber so als zu früh.
Was ich ändern würde (und was bleibt)
Ändern: Für Winter/Alltag 18-Zoll mit etwas höherer Flanke – plus Komfort, minus Show (kann ich leben). Eine matte Folie auf den Bildschirmbereich, der sich bei Sonne spiegelt. Und ich lege mir Cupra → Sport → Comfort auf die Favoriten, um nicht im Menü zu blättern.
Bleibt: Schalensitze, Lenkungs-Kennlinie, DSG-Logik. Das Sport-Profil für die Hausrunde, Comfort für alles andere. Der Rest passt.
Für wen der Cupra Leon ST VZ Sinn ergibt
Für Leute, die unter der Woche Pendeln & Kinder und am Wochenende Kurven & Kisten haben. Die Tempo mögen, aber nicht den Auspuff-Zirkus. Die einen Kombi brauchen, aber keinen Pampers-Panzer fahren wollen. Wenn du flow statt Pose suchst, ist das hier dein Auto.
Track-Jünger mit Zeitmessung nehmen was Härteres, Komfort-Romantiker mit Rücken lieber eine Stufe weicher. Für alle dazwischen – mich eingeschlossen – ist der Cupra Leon ST VZ dieser „genau richtig“-Punkt: schnell, praktisch, ehrlich.
Fazit nach einem Tag mit dem Cupra Leon ST VZ
Irgendwann am Nachmittag habe ich aufgehört, den Cupra zu „testen“. Ich bin einfach gefahren: Blick bis zum Kurvenausgang, ein Atemzug vorm Einlenken, dann ein Millimeter mehr Gas dort, wo der Schatten endet. Der Cupra Leon ST VZ war – im besten Sinne – unsichtbar geworden: kein Allüren-Kombi, kein Angeber. Ein Werkzeug, das dich gut aussehen lässt, wenn du sauber fährst, und dich nicht hängen lässt, wenn du’s mal nicht tust.
Würde ich ihn nehmen? Ja. In Grau, mit 18-Zoll für den Alltag, Schalensitzen, ACC auf Favoritentaste – und einem festen Platz im Kofferraum für die zu großen Baumarkt-Pläne. Genau so.
Innenansicht (Cockpit) Cupra Leon ST VZ

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