VW ID.7 Pro Tourer — ein Wochenende, viele Notizen

von | Sep. 15, 2025 | VW

Ich bin kein Profi-Tester. Eher der Typ Hobby-Blogger mit vollem Kalender, leerem Kofferraum (am Anfang) und Neugier auf alles, was im Alltag wirklich funktioniert. Der VW ID.7 Pro Tourer stand Freitagabend plötzlich vor der Tür, in einem dezenten Grau, frisch gewaschen, Ladeport noch warm. Kein Prüfstand, keine Messgeräte. Nur ich, zwei Tage Zeit und Strecken, die ich gut kenne.

Samstag, 07:06 – nasse Straße, Kaffee to go

9 °C, feuchter Asphalt, dünner Niesel. Odo: 2.784 km. Reifen kalt bei 2,6/2,8 bar, Dachreling noch mit Tropfen. Ich packe zwei leere Klappkisten in den Kofferraum (die verschwinden in der Tiefe – netter Aha-Moment), stecke das Handy in die induktive Ladeschale, Sitzheizung Stufe 2, Lenkrad Stufe 1. Fahrtmodus „Comfort“, Rekuperation auf „B“, damit es im Stadtverkehr ein bisschen nach One-Pedal aussieht.

Die ersten hundert Meter sind, wie sie sein sollten: leise. Kein „Ich bin ein E-Auto, hör mir zu“, sondern einfach Ruhe. Der Heckmotor (RWD) schiebt mit feinem Antritt an, ohne das kleinste Zucken. Fußgänger schauen nur, weil er lang ist – nicht weil er laut ist.

Stadtausfahrt & die ersten Kilometer Landstraße

Die Lenkung im VW ID.7 Pro Tourer ist leichter als erwartet, aber präzise genug, um enge Verkehrsinseln im ersten Versuch zu treffen. Spiegel groß, Schulterblick frei, Heckscheibenwischer macht seinen Job (Kombi-Vorteil). Ampel grün, raus aus der 50er-Zone: Dieser typisch elektrische Punch ist da – nicht brachial, eher so „oh, wir sind schon 80“. Ich erwische mich beim frühen Lupfen, weil das Ding schneller marschiert, als es sich anfühlt.

Landstraße, nasse Blätter unter Bäumen, Tempomat auf 92. Ich probiere den Travel-Assist: bleibt sauber mittig, greift nicht übergriffig ein. Einmal piepst er, als die Straßenmarkierungen dünn werden – fair. Reku im „B“ reicht für 80 % der Verzögerungen, Bremsen fühlen sich organisch an, kein „Gummiband“. Im Display meldet sich die Verbrauchsanzeige mit 16,9 kWh/100 km – gemischt gefahren, fühlt sich plausibel an.

Kleiner Lacher am Rand: Ich tippe im Infotainment daneben und starte aus Versehen den Massagemodus. Akustik-Sessel im Kombi, okay, warum nicht.

Autobahn: Wind, Spurwechsel, Lärmpegel

Auffahrt halb nass, linke Spur frei. Das Anschieben aus 80 km/h ist genau die Art souverän, die man in einem Tourer will. Nicht Show, sondern Zug. Bei Tacho 130 sitze ich in einem ruhigen Luftkorridor: Geräusch von den Spiegeln minimal, Dachträger? Nichts gehört. Die Längsstabilität passt, Seitenwindböen bringen ihn nicht aus dem Konzept. Head-Up-Display zeigt Pfeile und Limits dort, wo mein Blick sowieso ist – nach fünf Minuten will ich nicht mehr ohne.

Kleiner Stresstest: zwei schnelle Spurwechsel hintereinander, dann wieder zurück. Das Fahrwerk bleibt flach und gelassen, kein Nicken, kein Wanken. Ich habe null Lust auf schaukelnde Kombis; der ID.7 Pro Tourer benimmt sich eher wie eine große, ruhige Limousine mit großem Kofferraum.

Ladepause, 11:38 – Säule an der B-Straße

Ich rolle mit 18 % SoC auf den Hof, klack, CCS rein. Die Säule zeigt zügig >140 kW Peak (kalt ist es ja), pendelt sich dann im niedrigen 100er-Bereich ein. Nach 23 Minuten sind 72 % erreicht, genug für den Rest des Plans. Ich trinke den viel zu heißen Kaffee, schaue der Prozent-Uhr zu, scrolle mich durch die Kofferraum-Menüs (ja, die elektrische Heckklappe kann man begrenzen – Parkhaus lässt grüßen) und fahre weiter. Alltagshaken dran.

Kofferraum-Realität & Sitzbanktricks des VW ID.7 Pro Tourer

Der Kofferraum ist der Grund, warum man den Tourer nimmt. Die Klappkisten, zwei Getränkekästen und eine Box mit Werkzeug verschwinden, und da bleibt noch Platz. Die Ladefläche ist eben, die Öffnung breit, die Ladekante niedrig genug, dass mein Rücken nicht meckert. Rückbank? Längs verschiebbar und Lehne verstellbar – Kindersitze vs. Koffer kannst du hier wirklich ausbalancieren. Unter dem Boden: Kabel, Warndreieck, Kleinkram – nichts klappert.

Am Nachmittag probiere ich die Durchreiche (ja, Ski-Modus) und lade ein Brett für den Kellerumbau ein. Es ragt weniger weit nach vorn als gedacht. Guter Schnitt.

Infotainment & Bedienung – was nervt, was sitzt

Großes Zentraldisplay, klarer Homescreen. Routenplanung mit Ladestopp klappt auf Anhieb, Sprachbedienung versteht auch meine „ab hier Landstraße“-Bitte. Die Touch-Slider unter dem Screen… sind okay. Im Dunkeln treffe ich sie, bei flachem Sonnenstand muss ich zielen. Lautstärke geht auch am Lenkrad, also egal.

Telefonspiegelung läuft stabil, Playlist, Navi-Prompts, alles da. Die Assistenten lassen sich in zwei, drei sauberen Schritten konfigurieren, ich speicher’ mir ein Profil und vergesse es wieder. So soll es sein.

Kleine Dinge, die nur im Alltag auffallen an dem VW ID.7 Pro Tourer

  • Wenderadius: kleiner als erwartet. Parkhaus-Achter kein Drama.
  • Rückfahrkamera: scharf, mit ordentlicher Kante-Erkennung.
  • Sitzpolster: fest, aber nicht hart – nach 2 h ohne Pause keine „links/rechts“-Choreo.
  • Licht: breit, homogen – Nachtfahrt war entspannt, kein Flimmern im Regen.
  • Heizung: schnell warm, Front frei, hinten meckert niemand.
  • Ablagen: große Türfächer, tiefe Mittelkonsole, Becherhalter klemmen Flaschen wirklich fest.

Kleine Macke: Einmal tippe ich auf den falschen Klimabalken und hau mir die Frontscheibenheizung an. Lautlos, aber die LED sagt „ich bin da“. Zwei Tipper später ist Ruhe.

Verbrauch, offen und ehrlich

Nicht geschlichen, nicht gebolzt. Stadt/Land/AB im Mix, Heizung normal, Regen, einmal schneller, einmal stauig. Am Ende des Tages steht 18,4 kWh/100 km im Display. Am Sonntag mit mehr Stadt und Reku-Spiel komme ich auf 16,1. Passt zu Gefühl und Wetter. Reichweite? Realistisch genug, dass ich nicht in Prozent denke, sondern in Zielen.

Sonntag, 17:21 – noch eine Runde mit dem VW ID.7 Pro Tourer

Ich erwische mich dabei, seit einer Stunde nichts „getestet“ zu haben. Ich fahre einfach. Das ist das eigentliche Kompliment. Der VW ID.7 Pro Tourer macht die Dinge leicht: Kinder einsammeln, Baumarkt, Landstraße frei – egal. Er ist groß, aber nicht sperrig, komfortabel, aber nicht teigig, digital, aber nicht belehrend.

Würde ich etwas ändern? Für den Winter eine minimal höhere Scheibe testen. Bei Sonne eine matte Folie für den Teil des Displays, der die tiefstehende Reflexion abbekommt. Und ich würde mir meine Lieblings-Shortcuts auf die Kachel legen: Sitzheizung, Reku, Kamerataste. Das war’s.

Für wen der VW ID.7 Pro Tourer Sinn ergibt

Für Leute, die viel Alltag und regelmäßig Strecke haben. Die leise fahren wollen, ohne am Steuer einzuschlafen. Die einen großen Kofferraum brauchen, aber keinen Bus. Die Technik schätzen, solange sie hilft und sich danach verzieht. Wenn du am Wochenende gern einfach „noch eine Runde“ drehst, ohne an Drehzahlen, Gänge oder Warmfahren zu denken – hier wirst du entspannt.

Ich gebe die Schlüssel ungern ab. Nicht, weil der VW ID.7 Pro Tourer spektakulär wäre. Sondern, weil er mich genau das vergessen ließ, worüber ich sonst schreibe: das Auto. Ich habe an Wege gedacht, an Ziele, an den nächsten Kaffee. Das ist – für einen Kombi – ziemlich nah an Perfekt.

Innenansicht (Cockpit)

VW ID.7 Pro Tourer Innenansicht (Cockpit)

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